„Pferdekopf Anatomie“ erzählt eine eigene Geschichte – eine, die von den feinen Nuancen der Kommunikation zwischen Pferd und Reiter geprägt ist. In diesem Blogbeitrag tauchen wir tief in die Anatomie des Pferdekopfes ein und beleuchten, wie das Verständnis der verschiedenen Bereiche, von den Muskeln und Knochen bis zu den Faszien und Gelenken, entscheidend für das Wohlgefühl und die Zufriedenheit deines Pferdes ist. Schau dir an, wie du durch die Anwendung dieses Wissens und der richtigen Ausrüstung Missempfindungen vermeidest und die Beweglichkeit und Leistungsfreude förderst. Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur optimalen Zusammenarbeit mit deinem Pferd bei, sondern fördern auch eine harmonische Bewegung vom Kopf bis zum Huf.
Inhaltsverzeichnis
- Anatomie des Pferdekopfes: Ein Überblick über die wichtigsten Strukturen
- Die 2 wichtigsten anatomischen Strukturen für die Einwirkung und Hilfen Übertragung:
- Losgelassenheit, Zungenbein und Kiefergelenk – warum ist ein lockerer Unterkiefer so wichtig
- Welche Bereiche des Kopfes beim Pferd sind besonders druckempfindlich?
- Tipps zur Auswahl des passenden Kappuaums
- Fazit zur Pferdekopf Anatomie
Anatomie des Pferdekopfes: Ein Überblick über die wichtigsten Strukturen
Die Anatomie des Pferdekopfes spielt eine zentrale Rolle im Pferdetraining und beeinflusst maßgeblich die Beweglichkeit und Kommunikation. Besonders der Unterkiefer und das Zungenbein sind von Bedeutung, da sie für die Losgelassenheit des gesamten Pferdes, z.B. durch ein freies Kauen, verantwortlich sind. Durch die Berücksichtigung der anatomischen Strukturen und das Verständnis der Anatomie sowie die Wirkung der Hilfen auf dieselbe wird nicht nur das Training effektiver, sondern auch die Beziehung zwischen Reiter und Tier gestärkt, was eine wesentliche Grundlage für eine harmonische Zusammenarbeit darstellt. Diese harmonische Zusammenarbeit und verbesserte Losgelassenheit wirken positiv auf alle körperlichen und seelischen Komponenten. Die Muskeln, Sehnen, Faszien bleiben geschmeidig, die Gelenke werden nicht überansprucht, selbst die Hufe werden korrekt abgenutzt und bleiben stabiler. Ja, richtig – ohne Eisen kann man am Huf fehlerhafte Bewegungsabläufe gut erkennen – fragt mal eure Hufbearbeiter/in dazu. Auch geistig und seelisch ist euer Pferd agiler und zufriedener. Ihr werdet es in der Zusammenarbeit merken.
Ein Überblick über die wichtigsten Strukturen des Pferdekopfes zeigt, wie komplex und empfindlich dieser Bereich ist:
Die Knochen am Skelett des Pferdekopfes
Auf dem Bild und in der nachfolgenden Beschreibung findest du alle Knochen am Pferdekopf aufgelistet.
- Jochbein (Os zygomaticus): Ist ein Knochenwulst auf dem Oberkiefer und verläuft bis unter das Auge. Es bietet Ansatzstellen für verschiedene Gesichtsmuskeln, besonders die Kaumuskulatur. Es liegt in großen Teilen direkt unter der Haut ohne Fettpolster.
- Jochbogen (Arcus zygomaticus): Bildet einen Bogen in Verlängerung des Jochbeins über dem Kiefergelenk und schützt dieses. Auch hier setzten mächtige Kaumuskeln an.
- Nasenbein (Os nasale): Ist der obere Teil des Nasenrückens und schützt die Atemwege. Das Nasenbein wird nach unten immer dünner und geht kurz über den Nüstern in den knorpeligen Anteil über. Hier kann ein Druck eine Behinderung der Atmung erzeugen, wenn ein Nasenriemen zu tief und eng verschnallt die Blähzone behindert.
- Oberkieferknochen (Maxilla): Trägt die oberen Zähne. Er bildet das Jochbein aus.
- Unterkieferknochen (Mandibula): Beweglicher Teil des Kiefers, der das Öffnen und Schließen des Mauls im Kiefergelenk ermöglicht. Dieser mächtige Knochen dient als unterer Ansatz der Kaumuskulatur. Zum Maul hin wird der Unterkiefer mit den beiden Unterkieferästen sehr viel schmaler.
- Hinterhauptsbein (Os occipitale): Befindet sich an der Schädelbasis (Basis cranii) und verbindet den Kopf mit Hals und Wirbelsäule (1. Halswirbel, der Atlas) durch Gelenkflächen, die die Nickbewegung des Kopfes ermöglichen.
- Schläfenbein (Os temporale) und Scheitelbein (os parietale): Befinden sich oben an den Seiten des Schädels und enthalten das Innenohr; sie bieten Ansatzpunkte für die wichtige Kopf- und Nackenmuskulatur. Am Schläfenbein liegt das Kiefergelenk und tiefer die gelenkartige Verbindung des Zungenbeins mit dem Schädel.
- Stirnbein (Os frontale): Bildet die Stirn und den oberen Teil der Augenhöhlen und schützt das Gehirn.
- Zungenbein (Os hyoideum): Es setzt sich aus mehreren Knochen zusammen, ist direkt hinter dem Kiefergelenk mit dem Schädel verbunden und verläuft zwischen den Unterkieferknochen in die Kehle. Seine Funktion ist nicht bis in alle Details geklärt.
Die beiden Bilder zeigen die Lage des Zungenbeins.
Die Gelenke am Pferdekopf und ihre Bewegungen
Hier findest du alle Gelenke und deren Funktionen am Pferdekopf:
- Kiefergelenk (Articulatio temporomandibularis):
Ort: Verbindet den Unterkieferknochen (Mandibula) mit dem Schläfenbein (Os temporale).
Funktion: Ermöglicht vielfältige Kaubewegungen, einschließlich des Öffnens und Schließens des Mauls sowie seitlicher und vorwärts-rückwärts Bewegung.
- Atlantookzipitalgelenk (Articulatio atlantooccipitalis):
Ort: Verbindet den ersten Halswirbel (Atlas) mit dem Hinterhauptsbein (Os occipitale) am Schädel.
Funktion: Ermöglicht die Bewegung des Kopfes nach oben und unten, auch als Ja-Sager-Gelenk bekannt.
- Atlas-Axis-Gelenk (Articulatio atlantoaxilaris):
Ort: Verbindet den ersten Halswirbel (Atlas) mit dem zweiten Halswirbel (Axis).
Funktion: Ermöglicht die seitliche Bewegung des Kopfes, auch als Nein-Sager-Gelenk bekannt.
Alle diese Gelenke spielen eine wesentliche Rolle bei der Beweglichkeit des Pferdekopfes, die für die alltägliche Nutzung und das Training des Pferdes unerlässlich sind. Eine gesunde Gelenkfunktion ist entscheidend für die harmonische und effiziente Bewegung des gesamten Pferdes vom Kopf bis zum Huf.
Jetzt hast du einen guten Überblick über das Skelett und die Gelenke am Kopf erhalten. Wenn du die Pferdekopf-Anatomie noch genauer verstehen willst, dann schau dir gerne auch das beschriftete Schnittbild des Pferdekopfes von IMAIOS an mittels CT-Bildgebung an.
Die 2 wichtigsten anatomischen Strukturen für die Einwirkung und Hilfen Übertragung:
Die beiden wichtigsten anatomischen Strukturen für die Einwirkung und Hilfen Übertragung sind das Kiefergelenk und der Hyoid-Apparat. Beide werden nachfolgend näher beschrieben:
Das Kiefergelenk
Eine Anspannung der Zungen- und Kaumuskulatur bewirkt immer Druck im Kiefergelenk. Beispielsweise wenn euer Pferd Schmerzen oder Stress hat. Denkt nur an den Ausspruch “Zähne zusammenbeißen und durch”. Von alters her ist dann ein Reflex angelegt, der bei Druck im Kiefergelenk automatisch zu einer Verspannung der Nackenmuskulatur führt, sozusagen als vorbereitende Muskelanspannung zur Flucht und evtl. Kampf.
Aber genau das wollen wir als Reiter und Pferdeausbilder mit allen Mitteln vermeiden. Denn es ist klar, wenn die Genick- und Nackenmuskeln angespannt oder sogar verspannt sind, können die Hilfen aus dem Zaum am Kopf nicht mehr locker und fließend in den restlichen Pferdekörper bis zum Huf übergehen.
Der Hyoid-Apparat mit Zungenbein
Mit einer Art festem Gelenk heftet sich das Zungenbein an den Schädel direkt hinter dem Kiefergelenk und liegt dann zwischen den Unterkieferknochen in der Kehle. Das Zungenbein ist mit vielen Faszien und Muskeln verbunden. Es spannt sozusagen die Muskulatur und Faszien des gesamten Kauapparates, der Kehle und des Schlundes auf. Wichtig ist es daher für den Schluckakt, der ja auch die Atmung beeinflusst. Durch das Kauen und Schlucken wird diese Muskulatur gelöst und eine freie Atmung erleichtert. Allein das lässt uns aufhorchen, wenn wir an ein entspanntes Pferd denken. Aufgrund der zentralen Position verbindet sich dieser Hyoid-Apparat mit den Muskel-/Faszienketten der Oberlinie, die im Bereich des Genicks entlang der Halswirbelsäule über den Rücken bis in die Hinterhand verlaufen. Eine andere funktionelle Verbindungskette liegt in der Kehle und dem Schlund, bis in die Brust und Bauchmuskulatur, die sogenannte untere Muskel- und Faszienkette. Beide beeinflussen die Hinterbeine bis in den Huf.
Losgelassenheit, Zungenbein und Kiefergelenk – warum ist ein lockerer Unterkiefer so wichtig
Ein erschwertes Kauen oder Abschlucken ist extrem unangenehm für das Pferd und führt zur Behinderung der Atmung bis hin zur Atemnot bei größerer Anstrengung. Und wie schon bei dem Kiefergelenk besprochen, bleibt eine Verspannung im Kopfbereich nicht dort, sondern setzt sich in das ganze Pferd fort.
Die Studie „Biomechanics of the Equine Jaw: Implications for Dentistry“ von Clarke et al. (2011) hat hervorgehoben, dass ein lockerer Unterkiefer nicht nur die Entspannung der Kaumuskulatur fördert, sondern auch entscheidend für die korrekte Kraftverteilung und Bewegungsdynamik des ganzen Pferdes ist. Ein freier Unterkiefer und ein lockeres Zungenbein ermöglichen eine harmonische Kommunikation und unterstützen die biomechanische Effizienz, mit Hilfen, die fein und durchlässig bis zur Hinterhand weitergeleitet werden.
Einengungen oder Zwang im Bereich des Kiefers, Schmerzen und eine behinderte Atmung, aber auch psychischer Stress führen immer zu einer Kaskade von muskulären und biomechanischen Problemen, die die gesamte Leistungsfähigkeit des Pferdes beeinträchtigen.
Euer Pferd muss für ein lockeres Zungenbein und freies Atmen schlucken können. Schaum vor dem Maul bei der Arbeit bedeutet: „das Pferd kann seine Spucke nicht abschlucken“. Diese wird dann im Maul zu Schaum aufgeschlagen. In der Natur schäumen Pferde nur im Maul, wenn sie unter extremen Stress und maximale körperlicher Anstrengung geraten. Genau das soll aber bei unserer Arbeit nicht passieren. Spannige Pferde mit festgehaltenem Rücken sind weder schön anzuschauen noch angenehm zu reiten und auf gar keinen Fall zufrieden und glücklich.
Welche Bereiche des Kopfes beim Pferd sind besonders druckempfindlich?
Die Studie „In-Depth Analyses of Equine Cranial Nerves“ von Williams et al. (2003), hat gezeigt, dass das Nervensystem im Kopf eines Pferdes besonders empfindlich und komplex ist. Beim Pferd gibt es mehrere Bereiche des Kopfes, die sehr druckempfindlich sind und daher bei der Verwendung von Zaumzeug oder anderen Hilfsmitteln besondere Beachtung verdienen.
Einerseits sind das insbesondere die Stellen, an denen der Knochen direkt unter der Haut liegt, ohne polsternde Muskel- oder Fettschicht und natürlich auch Auge, Wangenschleimhaut und Mundhöhle:
- Nasenrücken
- Jochbein
- Unterkieferknochen-Äste
- Genick und Ohren
- Augen
- Wangenschleimhaut über den Zahnreihen
- Mundhöhle (Gaumen, Zähne, Zunge, Laden, Maulwinkel)
Zum anderen besteht dort eine stark erhöhte Empfindlichkeit, wo Nerven aus Knochenfenstern austreten und sich dort erst über den Kopf verteilen (Trigeminus-Nervenaustritt am Oberkiefer und Unterkiefer).
Der Nasenrücken
Der Nasenrücken ist das A und O der Übertragung von Hilfen auf den Pferdekopf bei einer gebisslosen Zäumung. Die frühere Abart, bloßes Metall oder Metallketten darauf wirken zu lassen ist Gott sei Dank nur noch vereinzelt zu sehen (wir haben noch zwei Spanier mit Serreta-Narben auf dem Nasenrücken). Aber auch schwere Ausführungen mit festem Naseneisen (auch die mit Gelenken) können nie eine so feine Einwirkungen übertragen. Der Bereich um die Nase ist besonders empfindlich und ermöglicht dem Pferd, subtile Signale des Reiters zu erkennen. Die jüngste Studie von Harris und Young (2020): „Anatomy and Pathology of the Equine Nasal Cavity“, hat gezeigt, dass die Nasenhöhle und ihre umgebenden Strukturen eine wesentliche Rolle in der Atemfunktion und der Wahrnehmung spielen.
Das Jochbein
Das Jochbein ist der Halt für große Teile der Kaumuskulatur. Es sitzt direkt und ungepolstert unter der Haut. Riemen, die darüber laufen, reiben immer an seiner scharfen Kante und führen zu Schmerzen, Unwohlsein und Verspannungen.
Unterkiefer und Unterkiefer-Äste
Unterkiefer-Äste: Der Kinn- oder Unterkieferriemen verläuft immer über diese Knochen, die sehr scharfkantig werden, je weiter zum Maul der Riemen verschnallt wird. Die Behinderung der Maulöffnung ist umso größer, je näher der Nasenriemen in Richtung Kinn verschnallt wird. Das liegt an dem größeren Abstand zum Kiefergelenk. Die Unsitte den Kinnriemen über eine Umlenkrolle zu führen und damit ohne Gefühl sehr schnell enger zu verschnallen, führt zu einer reduzierten Kaumöglichkeit mit verspannten Muskeln, Schluck- und Atemschwierigkeiten.
Wie weit oder eng der Nasenriemen verschnallt werden kann, ist eine Philosophie für sich: auf dem Nasenrücken 2 Finger übereinander oder 3 Finger nebeneinander usw. Letztendlich gelten 2 Regeln: je tiefer der Nasenriemen sitzt, desto lockerer muß er verschnallt werden damit Kauen und Schlucken gut möglich sind und zweitens soll er so weit wie möglich sein, so dass euer Pferd problemlos noch von einer Karotte (keiner riesig großen) abbeißen, bequem kauen und runterschlucken kann. Natürlich muß der Nasenriemen trotzdem stabil auf dem Nasenrücken sitzen.
Hals, Genick und Zungenbein
Auf dem Genick wird ein Zaum immer einen gewissen Druck ausüben, das geht nicht anders, da hier jeder Zaum aufsitzt. Der dichte Nervenbesatz und der komplizierte Bewegungsapparat um das Hinterhaupt, den 1. und 2. Halswirbel mit vielen funktionellen Verbindungen zum Kiefergelenk und Zungenbein macht diese Region so wichtig und empfindlich. Daher muß dieser Druck gering sein, z.B. durch einen leichten Zaum, mit weicher Polsterung. Anatomische Ohr-Ausschnitte sind dazu da, um den Zug des Backenriemens am Genickstück Richtung Ohren auszugleichen. Schonender ist es, wenn der Backenriemen schräger nach hinten und damit weit weg vom Auge verläuft, dann drückt der Genickriemen gar nicht auf die Ohren.
Gerade beim Longieren und der Bodenarbeit mit einem Kappzaum verrutscht der Nasenriemen vieler Modelle sehr leicht und der Backenriemen der anderen Seite kommt immer näher an das Auge oder rutscht sogar darüber. Wer weiß wie wichtig die Augen für Pferde sind und selber mal Fremdkörper im und am Auge gehabt hat, kann sich vorstellen, wie schmerzhaft und irritierend das ist. Daher ist es ein Muss, den Backenriemen so weit weg von den Augen zu halten wie möglich und noch besser, unbedingt darauf zu achten, dass der Nasenriemen nicht rutscht.
Die Ohren des Pferdes
Die Ohren des Pferdes sind nicht nur für das Hören entscheidend, sondern spielen auch eine wesentliche Rolle im Zusammenspiel mit den Hilfen des Reiters. Pferde können ihre Ohren unabhängig voneinander weit nach vorne und hinten bewegen. Das ermöglicht ihnen, auf verschiedene Geräusche und Signale zu reagieren. Die Stellungen der Ohren drücken den Gemütszusand aus und geben dem Reiter wertvolle Hinweise auf die Aufmerksamkeit und die Stimmung seines Pferdes. Die freie Beweglichkeit darf daher nicht, wie es bei manchen großen und harten Genickstücken mit Druck nach vorne der Fall ist, eingeschränkt werden.
Wangenschleimhaut über den Zahnreihen
Fast alle Pferde haben mal Haken und scharfe Kanten an den Zähnen. Drückt dann ein Zaum dort auf die Backen über den Zahnreihen, wird die Schleimhaut der Wangen leicht verletzt. Das geschieht besonders dann, wenn der Nasenriemen mit einem Eisen verstärkt ist, und dann seitlich rutscht, so dass ein Ende des gepolsterten Naseneisens in die Wangenschleihaut gedrückt wird. Und natürlich auch dann, wenn so ein Nasenriemen zu eng verschnallt wird oder verschnallt werden muss.
Trigeminus – Nervenaustrittslöcher
Der Trigeminus ist ein Gesichtsnerv, der für die Empfindungen im gesamten Gesicht und dem Maul zuständig ist. Gerade dort, wo er aus dem Knochen austritt, sind die Nervenbündel sehr dicht gepackt und daher die Empfindlichkeit sehr hoch. Auf dem Bild sind am Pferdeschädel diese Knochenlöcher mit dem Verlauf der Nerven zu sehen. Alle Riemen und Zaumteile die hier oder in der Nähe verlaufen, können diese Nerven sehr stark reizen. Das ist unter anderem der Hauptgrund für Headshaker. Vergleicht jetzt mal die Lage der Nasenriemen bei verschiedenen (Kapp-) Zaumarten. Sehr hoch verlaufende Riemen am oder unter dem Jochbein tangieren den Oberkiefer-Nervenaustrittspunkt. Und alle Riemen in der Kinngrube drücken ohne Ausnahme auf den Nervenknotenpunkt des Unterkiefers.
Diese Bilder veranschaulichen die Lage des Zaums und die direkte und indirekte Beeinflussung der Nerven
Gebiß im Pferdemaul
Ein Gebiß im Pferdemaul ist seit vielen Jahrhunderten die gängigste Art, um Einfluss auf den Pferdekopf zu nehmen. Die Spanne der Einwirkung reicht vom Hineinfühlen in die Anlehnung bis zur Gewaltanwendung durch viel mechanische Kraft. So leicht diese Einwirkung auch gehalten wird, es steckt ein Stück Metall im Pferdemaul. Hier ist fast alles sehr empfindlich …..Gaumen, Zähne, Zunge, Laden, Maulwinkel. Die Studie: “Darstellung der Lage verschiedener Trensengebisse im Pferdemaul bei Einwirkung unterschiedlich starken Zügelzuges am gerittenen Pferd im Halten“ von Friederike Uhlig, Wien, Februar 2009 hat über Röntgenbilder und einem diffizilen Ausmessen festgestellt, dass im Maul neben der Zunge eigentlich kein Platz mehr für ein Gebiss bleibt.
Diese vielen sensiblen Bereiche des Pferdekopfes sind für das Training von großer Bedeutung, da sie direkt beeinflussen, wie Pferde auf Hilfen reagieren. Schmerzen verursachen immer eine Einschränkung der harmonischen Beweglichkeit der Muskulatur des Pferdes. Beeinträchtigungen in diesem Bereich können zu einer Kaskade von muskulären und biomechanischen Problemen führen, die die gesamte Bewegung und Leistungsfähigkeit des Pferdes beeinträchtigen.
Die Auswahl des passenden, gut sitzenden Zaums, der speziell auf die anatomischen Gegebenheiten des Pferdekopfes abgestimmt ist, ist daher mindestens ebenso wichtig wie die Anpassung eines Sattels. Produkte wie der Hamer´s Zaum unterstützen die Verbindung zwischen Reiter/Ausbilder und Pferd und tragen zu Vertrauen und zufriedener Mitarbeit eurer Pferde bei. Eine fundierte Kenntnis über die Anatomie des Pferdekopfes und seine Wechselwirkungen verbessert nicht nur das Pferdetraining, sondern sorgt auch für eine harmonische Zusammenarbeit zwischen Pferd und Besitzer.
Tipps zur Auswahl des passenden Zaums
Überlege zuerst, in welcher Reitweise du dich zu Hause fühlst und was du gemeinsam mit deinem Pferd erreichen möchtest. Danach richtet sich oft die Art des Zaums, den du wählen solltest. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Ausbildungsstand deines Pferdes. Besitzt du bereits ein ausgebildetes Pferd, das keine weitere Ausbildung benötigt und vorwiegend für entspannte Ausritte genutzt wird, ist ein Kappzaum möglicherweise nicht notwendig. In diesem Fall sollte der Zaum vor allem dem Komfortbedürfnis deines Pferdes entsprechen.
Wenn dein Pferd jedoch noch in der Ausbildung ist oder du es longieren möchtest, ist ein gut sitzender Kappzaum unverzichtbar. Achte darauf, dass der Zaum eine druckfreie Passform hat und Kauen und Schlucken problemlos zulässt um die harmonischen Bewegungen deines Pferdes unverspannt über Genick und Hals bis in die Hinterbeine fließen zu lassen. Wie zufrieden geht dein Pferd an der Longe, wenn du den Zaum testest.
Anatomische Anpassung und Komfort
Ein gut sitzender Kappzaum sollte die einzelnen Komponenten anatomisch angepasst haben, um eine gleichmäßige Druckverteilung zu gewährleisten. Er muss leicht genug sein, um auf dem Nasenrücken und Genick nicht zu drücken. Die Backenriemen dürfen nie ins Auge rutschen und sollen das Jochbein nicht berühren. Der Nasenriemen wird immer über verschiedene Nerven und Knochenkanten führen. Er sollte aber genau deshalb sehr leicht und gut anschmiegsam sein. Sein Verlauf muss die wichtigen Nervenaustrittspunkte freilassen. Dabei ist eine zu dicke Polsterung zwar pferdeschonend, verhindert aber eine präzise Einwirkung.
Besonders wichtig ist der stabile Sitz. Wenn ihr Kappzäume vergleicht, sind nur die Modelle akzeptabel, die beim Longieren und der Bodenarbeit nicht verrutschen. Denn genau das möchten wir doch in der Kommunkation mit unserem Pferd erreichen: eine präzise, eindeutige und feine Hilfenübertragung. Ansonsten muss euer Pferd raten, ob und was eigentlich gemeint ist. Der Kappzaum darf also nicht nur wegen der Pferdeschonung, sondern auch unbedingt auf Grund der Hifenübertragung nicht rutschen. Nur dann hat er Hand und Huf …äh Fuß.
Die Entwicklung des Hamer’s Kappzaum
Diese Probleme und Überlegungen waren der Grund für die Entwicklung des Hamer’s Kappzaums, auf den wir sehr stolz sind. Unser Kappzaum wurde speziell entwickelt, um die sensiblen Bereiche des Pferdekopfes zu berücksichtigen. Die ganz neue Form mit dem Unterkieferriemen an der Backenmuskulatur bietet einen unvergleichlich stabilen Sitz des Nasenriemens. Der kann daher sehr leicht und anschmiegsam gehalten werden, ohne Eisen oder eine dicke Polsterung und vor allem ohne festes Zuschnüren. Das kommt der Bewegungsfreiheit vom Kopf über den Hals in den Rücken zugute. Die Hilfen sind sehr präzise und fein übertragbar, er ist angenehm leicht zu tragen (Stichwort Headshaker!) und lässt dem Unterkiefer genug Spielraum, um zu kauen und zu schlucken.
Genau diese Vorteile haben wir uns von Frau Dr. med. vet. Eul-Matern, einer Tierärztin, die ständig mit gesundheitlichen Problemen von Sportpferden im In- und Ausland zu tun hat, bestätigen lassen. Sie hat den Hamer’s Kappzaum getestet und schreibt darüber auf unserer Webseite. Eure Pferde werden es euch danken, indem sie durch eine bessere Kommunikation und komfortable Ausrüstung eine größere Leichtigkeit in allen Gangarten und einen gesünderen Körper von Kopf bis zum Huf behalten, auch noch in höherem Alter.
Fazit zur Pferdekopf Anatomie
In dem Artikel hast du jetzt viel Theoretisches über die Anatomie, Hilfengebung und Einwirkung am Pferdekopf erfahren. Es ist wichtig, sich auch über die möglichen Vor- und Nachteile der verschiedenen Hilfsmittel, durch die wir mit unseren Pferden kommunizieren, schlau zu machen. Sie haben aufgrund der Anatomie des Pferdekopfes Auswirkungen auf Bewegungsabläufe, Muskeln, Gelenke und das seelische Wohlbefinden des Tieres. Aber einen Rat möchten wir euch noch mitgeben: Seid unvoreingenommen, hört auf euer Pferd und vor allem testet die verschiedenen Zäume selber – gerne auch mit unserem Probezaum!
Quellen:
Gebiss des Pferdes. In: Salomon F, Geyer H, Gille U, Hrsg. Anatomie für die Tiermedizin. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2015. doi:10.1055/b-003-125820
Studie: „In-Depth Analyses of Equine Cranial Nerves“ von Williams et al. (2003)
Studie: „Biomechanics of the Equine Jaw: Implications for Dentistry“ von Clarke et al. (2011)
Studie: „Anatomy and Pathology of the Equine Nasal Cavity“ von Harris und Young (2020):
Studie: “Darstellung der Lage verschiedener Trensengebisse im Pferdemaul bei Einwirkung unterschiedlich starken Zügelzuges am gerittenen Pferd im Halten“ von Friederike Uhlig, Wien, Februar 2009