Gebisslose Zäumung (Trense): Sanfte Kontrolle für dein Pferd

Entdecke, wie eine gebisslose Zäumung (Trense) die Verbindung zu deinem Pferd vertiefen und gleichzeitig eine sanfte Kontrolle gewährleisten kann. Mit Zubehör wie dem Sidepull oder der Hackamore schafft der gebisslose Zaum eine harmonische Balance zwischen Reiter und Pferd. Erfahre, wie diese Art der Zäumung das Wohlbefinden deines Pferdes beim Reiten fördert und eine natürlichere Kommunikation ermöglicht. Tauche ein in die Welt der gebisslosen Zäumungen und erlebe die Vorteile aus erster Hand.

Was ist eine gebisslose Zäumung oder gebisslose Trense?

Eine gebisslose Zäumung, auch bekannt als gebisslose Trense, ist eine sanfte und alternative Methode der Pferdezäumung, die, logisch wie der Name es schon sagt, ohne Gebiss auskommt und somit auf Druck oder Zwang im Pferdemaul verzichtet. Stattdessen wird die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd durch verschiedene Einwirkpunkte am Pferdekopf, wie Nase, Genick, Unterkiefer und Wange, ermöglicht. Diese Form der Trense fördert das Wohlbefinden des Pferdes, indem sie ihm erlaubt, entspannter zu arbeiten und dennoch präzise auf die Hilfen des Reiters zu reagieren. 

Es gibt verschiedene Arten gebissloser Zäumungen, darunter das Sidepull, Bosal, Hackamore oder der Kappzaum. Jede dieser Varianten hat ihre spezifische Funktionsweise und besondere Merkmale, die auf die individuellen Bedürfnisse des Pferdes zugeschnitten werden können.

Im weiteren Verlauf dieses Artikels werden wir näher auf die unterschiedlichen Arten gebissloser Zäumungen eingehen, ihre Vorzüge und Funktionsweisen erklären und dir helfen, die beste Wahl für die harmonische Verbindung mit deinem Pferd zu treffen.

Gebisslose Zäumung: Die Vorteile für die Gesundheit deines Pferdes

Der gebisslose Zaum bietet eine Vielzahl von Vorteilen für die Gesundheit deines Pferdes. Durch den Verzicht auf ein Gebiss wird Druck auf Kiefer, Gaumen und Zunge vermieden. Das führt zu einer Muskelentspannung, besonders in der Kiefer- und Kaumuskulatur. Im Vergleich zu herkömmlichen Trensen bleibt das Zungenbein und auch die Genickmuskulatur viel lockerer, was Verspannungen im gesamten Körper und insbesondere der Rückenmuskulatur reduziert und das Wohlbefinden des Pferdes steigert. Gerade ohne Gebiss kann eine sanfte Kontrolle und klare Kommunikation zwischen Reiter und Pferd erfolgen. Diese Form der Ausrüstung fördert somit nicht nur die physische Gesundheit, sondern auch das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier.

In mehreren wissenschaftlichen Studien, darunter eine von Cook und Mills (2009), wurde nachgewiesen, dass ein gebissloser Zaum das Wohlbefinden von Pferden erheblich verbessern kann. Die Studie zeigte, dass Pferde ohne Gebiss weniger Verhaltensauffälligkeiten und insgesamt weniger Stress zeigten. Auch eine Studie von Christensen et al. (2014) belegte, dass Pferde mit dieser Ausrüstung ein natürlicheres und unverkrampfteres Verhalten aufweisen, was zu einer besseren Kommunikation zwischen Pferd und Reiter führt. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse, kombiniert mit positiven Erfahrungsberichten von vielen Reitern, unterstreichen die vielfältigen Vorteile gebissloser Zäumungen, die mittlerweile von etwa 20 % der Freizeitreiter in den USA bevorzugt werden (AAEP).

Zusammengefasst hier die Vorteile der gebisslosen Trensen:

  1. Kein Druck im Maul:
    Vermeidet das Risiko von Verletzungen oder Unwohlsein in der Maulregion, insbesondere an Zunge, Gaumen, Zähnen und Kiefer.
  2. Weniger Verspannungen im Kiefer-/Kaumuskel-apparat:
    dadurch freieres Zungenbein und Genick mit weniger Verspannungen im Rücken.
  3. Fördert Entspannung:
    Pferde können oft entspannter arbeiten, da der Druck auf sensible Bereiche des Mauls vermieden wird.
  4. Natürliche Kommunikation:
    Ermöglicht eine direkte und sanfte Interaktion über Einwirkung am Kopf, was eine feinfühlige Kommunikation und präzise Hilfengebung unterstützt.
  5. Schonende Zäumung:
    Ideal für empfindliche oder rekonvaleszente Pferde, die Probleme im Maul- oder Zahnbereich haben könnten (z.B. Headshaker).
  6. Verbesserung der Reithilfen:
    Ermutigt Reiter dazu, ihre Gewichts- und Schenkelhilfen zu verfeinern, wodurch ein besserer Sitz und eine harmonischere Reitweise gefördert werden.
  7. Vielfältige Einsatzmöglichkeiten:
    Durch verschiedene Typen gebissloser Zäumungen anpassbar an individuelle Bedürfnisse und Disziplinen im Reitsport.
  8. Ethischere Trainingsmethode:
    Viele Reiter empfinden das Reiten mit einer gebisslosen Trense als ethisch vertretbarer, da sie sanfter zum Pferd ist (siehe die gut bekannten Bilder mit Blut im Maul der Pferde).

Diese Vorteile machen die gebisslose Trense zu einer attraktiven und respektvollen Wahl für Reiter, die das Wohlbefinden ihres Pferdes in den Vordergrund stellen möchten.

Ist gebisslos reiten besser?

Ja, gebissloses Reiten kann in vielerlei Hinsicht besser sein. Studien haben gezeigt, dass gebisslose Zäumungen das Wohlbefinden des Pferdes erheblich verbessern können, indem sie Druckpunkte im Maul vermeiden und somit Verletzungen und Unwohlsein an Zunge und Kiefer reduzieren. Darüber hinaus fördert gebisslose Zäumungen eine entspanntere und natürlichere Interaktion zwischen Reiter und Pferd, da die Kommunikation über fein dosierte Einwirkungen am Kopf erfolgt, was zu einer präziseren Hilfengebung und einem harmonischeren Reiter-Pferd-Verhältnis führt. Gebissloses Reiten hilft auch dabei, die Reithilfen des Reiters zu verfeinern und ist ideal für Pferde mit Maul- oder Zahnproblemen, sowie für empfindliche oder rekonvaleszente Pferde. Insgesamt bieten gebisslose Zäumungen eine ethischere und schonendere Alternative, die das Wohl des Pferdes in den Vordergrund stellt.

Das heißt aber absolut nicht, dass der Reiter auch mit einem gebißlosen Zaum schwere Schmerzen und sogar Verletzungen am Pferdekopf und in der Pferdeseele hervorrufen kann. Das ist zum Beispiel bei Zäumungen mit Hebelwirkung wie dem mechanischen Hackamore oder bei Kappzäumen mit einem nicht passenden Naseneisen oder Ketten als Nasenriemen sehr leicht möglich.

Verschiedene Arten von gebissloser Zäumung im Überblick

Gebisslose Zäumungen bieten eine Vielzahl von Variationen, die auf die Bedürfnisse verschiedener Pferde und Reitstile zugeschnitten sind. Zu den gängigen Arten gehören Sidepulls, mechanische oder klassische (altkalifornische) Hackamores und Kappzäume. Jede Variante hat ihre eigenen Merkmale und Vorteile, die es Reitern ermöglichen, die passende für ihr Pferd auszuwählen. Sidepulls bieten direkte Zügelhilfen über seitliche Einwirkung, während mechanische Hackamores mit einem Hebel am Nasenrücken arbeiten. Kappzäume kombinieren das Beste aus beiden Welten und bieten eine vielseitige Option für unterschiedliche Anforderungen im Training und Reiten. Die richtige Auswahl ist entscheidend, um die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd zu verbessern und eine harmonische Partnerschaft zu fördern.

Im Folgenden bieten wir dir eine Übersicht über verschiedene bekannte, gebisslose Zaumarten, um dir einen schnellen Überblick über die Funktionsweise und Vor- und Nachteile zu geben.

Welche gebisslose Zäumung gibt es? Übersicht der verschiedenen gebisslosen Zaumarten

Zaumart Funktionsweise Einwirkpunkte Vorteile Nachteile
Sidepull direkter Zug am Nasenriemen seitlich im Bereich des Mundwinkels Nase seitlich an der Gegenseite kein Hebeleffekt Riemen über der Nase rutscht, verleitet zum “Lenken”
Bitless Bridle Zügelriemen kreuzen sich unter dem Kopf am Nasenriemen der einen und Genick der anderen Seite gleichmäßigere Druckverteilung  schwammige Einwirkung auf mehrere Kopfstellen, unklare Seiteinwirkung, Druck aufs Genick
mechanisches Hackamore Hebel, auch Shanks genannt, am Riemen seitlich  der Nase Nasenrücken, Unterkiefer, Genick mehr Gewalt schnell möglich (trügerischer Vorteil) Hohe Hebelkraft kann gefährlich sein, nicht für Anfänger geeignet, Knebeleffekt
Glücksrad Rad mit sechs Speichen Genick, Nasenrücken,Unterkiefer hart oder weich anpassbar, variabler Hebel zwischen mech. Hackamore und Sidepull einstellbar s.o. bei Hackamore und Sidepull
Micklem Backenriemen unter Jochbein mit schräger Verlauf zum Nasenbein Mischung kombiniertes mit hannoveranischem Reithalfter läuft nicht über Wangenschleimhaut über den Zahnreihen, vielseitig auch mit Gebiß Druck an Kinngrube und dortigem Nervenaustrittspunkt
Bosal (altkaliforn. Hackamore) Gewichtveränderung auf Nasenrücken durch Wirkung am frei hängenden Nasenring unter dem Kiefer Nasenrücken keine Einengung der Nase und Unterkiefer kann scharf wirken, harter Riemen über der Nase, Backenriemen meist über Jochbein und nah am Auge, braucht Erfahrung
Kappzaum mit und ohne Naseneisen, verschiedene Ringe auf dem Riemen über der Nase Nasenriemen, Oberkiefer Vielseitig: für Longieren und Bodenarbeit, Handarbeit und Reiten je nach Ausführung leichtes Verrutschen, enge Verschnallung nötig oder harte Einwirkung auf Nase möglich

Nachfolgend findet ihr eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Zaumarten und ihre spezifischen Vorteile/Nachteile und Anwendungsgebiete. Das hilft dir sicher, die richtige Wahl für deine Bedürfnisse und die deines Pferdes zu treffen.

Sidepull

Das Sidepull ist eine gebisslose Trense, die durch ihre Einfachheit überzeugt. Es ähnelt einem Kappzaum und hat einen Riemen um die Nase. Die Zügel sind seitlich in Höhe der Maulspalte befestigt, was den Reiter sehr schnell dazu verleitet einfach seitlich zu ziehen um den Kopf zu wenden und einen Richtungswechsel zu erreichen. Das ist natürlich nicht so gedacht. Dem Pferd muss – wie bei den meisten sanften Kommunikationsmitteln – die Hilfe des seitlichen “Zupfens” als Signal zum Kopf-Wenden erst langsam beigebracht werden, ohne Ziehen und in Kombination mit den Schenkel- und Gewichtshilfen.

Das Sidepull bietet eine sanfte und direkte Hilfengebung. Das Pferd reagiert auf die feinen Impulse, was eine enge Zusammenarbeit und eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Reiter und Pferd fördert. Es ist wichtig, das Sidepull korrekt anzupassen, um einen optimalen Sitz und eine effektive Hilfengebung zu gewährleisten. Es ist hauptsächlich zum Reiten gedacht.

Bitless Bridle

Das Bitless Bridle ist ein Zaumzeug zum Reiten. Es zeichnet sich durch die unter der Kehle gekreuzten Zügel aus, die von der Reiterhand zum Ring des Nasenriemens an der gleichen Seite verlaufen. Dort werden sie unter die Kehle auf die andere Kopfseite umgelenkt und setzen dann in Höhe des Auges am gegenüberliegenden Backenriemen/Genickriemen an. Der Druck wird über den Nasenrücken auf das Genick verteilt, jedoch auf verschiedenen Kopfseiten. Dies kann die Hilfengebung unpräzise und zweideutig machen. Zudem entsteht zusätzlicher Druck auf das empfindliche Genick.

Mechanische Hackamore

Die mechanische Hackamore ist bekannt für ihre starke Hebelwirkunge durch die Shanks, die zwischen dem  Nasenriemen, dem Kinnriemen und dem Backenriemen befestigt sind. Diese Hebel ermöglichen eine sehr präzise, aber unter Umständen auch sehr starke und schmerzhafte Einwirkung, weshalb die Hackamore nur von erfahrenen Reitern verwendet werden sollte. Sie bietet scheinbar eine hohe Kontrolle über das Pferd, ohne ein Gebiss zu verwenden. Allerdings kann der Druck auf das Nasenbein sehr stark sein. Die mechanische Hackamore ist ausschließlich fürs Reiten geeignet.

Glücksrad

Das Glücksrad ist eine gebisslose Trense mit einem Rad aus 6 Speichen, das zwischen dem Nasenriemen, dem Backen- und dem Kinnriemen angebracht wird. Daran werden die Zügel befestigt. Die Position, an der die Zügel angebracht werden, beeinflusst die Hebelwirkung, wodurch unterschiedliche Einwirkstärken eingestellt werden können. Die Stärke der Hebelwirkung ist deutlich geringer als bei der mechanischen Hackamore. Es ist ausschließlich zum Reiten gedacht.

Micklem

Das Micklem kombiniert eine innovative Form mit Vielseitigkeit. Es ähnelt ein bisschen einem mexikanischen Reithalfter und kann sowohl gebisslos als auch mit Gebiss verwendet werden. Dabei umgeht es empfindliche Bereiche, insbesondere die Wangenschleimhaut über den Zahnreihen. Der Kinnriemen tangiert dennoch den wichtigen Nervenaustrittspunkt am Unterkiefer beidseits der Kinngrube, ähnlich wie ein hannoveranisches Reithalfter. Allerdings umschließt das Micklem die Pferdenase nicht so fest und sorgt dadurch für besseren Tragekomfort. Insgesamt bietet es vielseitige Einsatzmöglichkeiten und einen höheren Komfort als ein hannoveranisches Reithalfter.

Bosal (altkalifornische Hackamore)

Das Bosal ist ein traditioneller Zaum mit einem festen, tropfenförmig Ring um die Nase in verschiedenen Dicken- und Härtegraden. Es sitzt sehr locker und schnürt die Pferdenase nicht ein, muss aber individuell angepasst werden. Die Wirkung auf den Nasenrücken erfolgt durch die Zügel (Mecate), die unter dem Pferdekopf am sogenannten Hanger angebracht sind. Beim Anziehen der Zügel kippt das Bosal auf dem Nasenrücken nach vorne-unten, wodurch der Pferdekopf abgesenkt wird. Richtungswechsel und das Biegen des Pferds entlang der Längsachse erfolgen indirekt über die Zügel-Berührung am Hals, sowie durch Gewichts- und Schenkelhilfen. Der Backenriemen verläuft nah am Auge über den Jochbeinknochen. Es ist nur zum Reiten gedacht und eignet sich für erfahrene Reiter und Pferde.

Kappzaum

Der Kappzaum zeichnet sich durch einen Nasenriemen mit zusätzlichen Ringen für die Longen- und Hand-/Bodenarbeit aus. Um das Problem des Verrutschens zu lösen, wurde dieser Nasenriemen oft mit Metall verstärkt, wodurch der Zaum schwerer und manchmal auch schärfer in seiner Wirkung wird. Die Bedeutung des Kappzaums für die Hand-/Bodenarbeit und das Longieren ist besonders bei der Pferdeausbildung nicht zu unterschätzen. Er ist sehr vielseitig und kann für Reiten, Longieren, Hand- und Bodenarbeit verwendet werden.

Einordnung des Hamers-Kappzaums

Der Hamer’s Kappzaum ist weit mehr als nur ein Halfter mit Ringen. Was macht den Hamer’s-Kappzaum so besonders? Es ist die einzigartige Form. Dieser Zaum ist patentiert und von Tierärzten geprüft. Der Unterkieferriemen ist weiter oben angebracht und kombiniert Kinn- und Kehlriemen. Dadurch wird er durch die Backenmuskulatur sehr viel besser gestützt und bleibt stabil. Der Nasenriemen rutscht nicht und kann problemlos locker verschnallt werden, selbst ohne Naseneisen. Die Nervenaustrittspunkte am Oberkiefer und das Jochbein frei bleiben. An der Kinngrube hat der Zaum sowieso keinen Riemen. Die Wangenschleimhaut über den Zahnreihen wird durch den seitlich abstehenden Nasenriemen geschützt. Der Backenriemen verläuft weit weg vom Auge und bietet zusätzlichen Komfort. Die Pferde können freier kauen, sind nicht so eingeengt, und das Zungenbein und Genick bleiben locker. Und ganz klar baut dies Verspannungen im ganzen Körper vor und verbessert die Durchlässigkeit.

Die Bedeutung von Kommunikation und Feinfühligkeit

Auch in der gebisslosen Zäumung spielt Kommunikation eine entscheidende Rolle. Feinfühligkeit zwischen Reiter und Pferd ist unerlässlich, um Vertrauen aufzubauen und Harmonie zu schaffen. Studien von Wolframm et al. (2014) haben gezeigt, dass Reiter mit besser entwickelten feinmotorischen Fähigkeiten zu positiveren Verhaltens- und Leistungsbeurteilungen bei ihren Pferden führen. Durch einfühlsame Signale über Zügel und Gewichtsverlagerung wird eine subtile Verständigungsebene geschaffen, die mehr auf Zusammenarbeit als auf Kontrolle basiert. Das Pferd reagiert sensibel auf Nuancen in der Hilfengebung, was eine klare und respektvolle Kommunikation erfordert. 

Der gebisslose Zaum ermöglicht es, diese Nuancen der Reiterhilfen zu verfeinern und eine tiefere Verbindung zum Pferd herzustellen. Nicht zuletzt wird der Ausbilder und Reiter viel weniger dazu verleitet, mechanisch über das Gebiß “erziehen” zu wollen. Mit Geduld und gezielter Ausbildung vom Boden und auf dem Rücken lernen die Pferde, und das machen sie dann freiwillig und mit Freude, diese Hilfen zu interpretieren und ihnen zu folgen. So entsteht ein Dialog zwischen Mensch und Tier, der auf Vertrauen und Respekt basiert und durch einfühlsame Kommunikation gefestigt wird.

Gebiss vs. Gebisslos: Eine ethische und praktische Betrachtung

Wir alle möchten das Beste für unser Pferd und halten oft an alten Traditionen fest. Doch es gibt kein schlüssiges Argument für Gebisse außer der Gewohnheit. Studien zeigen, dass im Pferdemaul eigentlich zu wenig Platz für ein Gebiss ist und/oder dass Zähne, Gaumen, Kieferknochen und Zunge geschädigt werden können. Ein Metallteil im Mund, das von jemand anderem kontrolliert wird, ist ein sehr unangenehmes Gefühl.

Gebisslose Zäume haben ihre eigenen Vor- und Nachteile, aber der Vorteil, das Pferdemaul frei zu halten, überzeugt. Besonders die Ausbildung junger Pferde am Kappzaum bietet viele Vorteile. Jede gebisslose Reitweise hat ihre speziellen Vorzüge und Einschränkungen. Letztlich zählt das Gefühl und Ausprobieren mit deinem Pferd, um die beste Methode zu finden.

Die Wichtigkeit des richtigen Sitzes und der Passform beim gebisslosen Zaum

Der richtige Sitz und die Passform der gebisslosen Zäumung sind entscheidend, um die feine Kommunikation zwischen Reiter und Pferd zu unterstützen. Eine optimal angepasste Ausrüstung verteilt den Druck gleichmäßig und vermeidet Druckstellen, die zu Unbehagen oder sogar Verletzungen führen könnten. Eine schlecht sitzende Lösung kann die Wirkung der Hilfen verfälschen, was Verwirrung und Stress beim Pferd verursachen kann. Wenn der Zaum korrekt sitzt, ermöglicht er eine präzise, eindeutige Übertragung der Hilfengebung und unterstützt die sensiblen Feinabstimmungen, die für eine effektive Kommunikation notwendig sind. Dies trägt nicht nur zur physischen Gesundheit des Pferdes bei, sondern fördert auch einen harmonischen und respektvollen Austausch, der das Vertrauen und die Zusammenarbeit zwischen Reiter und Pferd weiter stärkt.

Praktische Anwendungen der gebisslosen Zäumung bei Problemen im Training und Reiten

Gebisslose Zäume oder Trensen bieten vielfältige Anwendungsmöglichkeiten im täglichen Training und Reiten. Die sanfte Einwirkung und Flexibilität solcher Ausrüstungen ermöglichen eine breite Palette an Einsatzmöglichkeiten, die über alle Disziplinen und Trainingsmethoden hinweg geschätzt werden. Nachfolgend konkrete Beispiele:

Longieren

  • Problem: Hier möchten wir ganz klar festhalten: Jede Variante, in der die Longe in den Gebissring eingeschnallt wird, ist ein absolutes No-Go. Wenn die Longe einseitig eingeschnallt wird, wird das Gebiss durchs Maul gezogen, was keine Hilfe oder Anlehnung ermöglicht. Auch eine Longierbrille oder das Verschnallen der Longe durch den inneren Gebissring über das Genick in den äußeren Ring ändert daran nichts. Das ist unter keinen Umständen akzeptabel. Selbst bei der Doppellonge ist das Einschnallen der beiden Longen ins Gebiss fragwürdig, da durch die Umlenkung viel Reibung entsteht.
  • Vorteil des Kappzaums: Mit einem gut angepassten gebisslosen Kappzaum, der den Druck gleichmäßig stabil auf den Nasenrücken verteilt, wird das Maul nicht verletzt. Euer Pferd reagiert williger auf die sanfte Einwirkung und arbeitet konzentrierter und entspannter mit. Durch die Verschnallung in den Kappzaumringen kann eine für das Pferd logischere Hilfengebung erfolgen.

Bodenarbeit / Handarbeit

  • Problem: Das Pferd versteht die einseitigen Hilfen am Gebiß nicht (siehe Longieren), gerade am Anfang der Ausbildung. Allein wenn man neben dem Pferd hergeht und die Zügel teilt, ist eine Handarbeit am Gebiß möglich. Die Zügelführung des äußeren Zügels in der Hand über dem Widerrist ist dabei schwierig und unruhig.
  • Vorteil des Kappzaums: hier kann der Ausbilder dem Pferd vom Boden aus mit in Kappzaumringe eingeschnallten Zügeln oder Leine erst einmal viel besser die seitlich stellende und biegende Hilfe beibringen, die später vom Gewicht und Schenkel übernommen werden. Dieses ist mit einem Gebiß kaum so elegant möglich.

Head shaking (Kopfschlagen)

  • Problem: Ein Pferd zeigt sobald eine herkömmliche Gebisszäumung angelegt wird oder ein anderer Zaum fest um Nase und Genick verschnallt wird häufiges Knirschen mit den Zähnen, Kopfschlagen und Unruhe, wodurch die Arbeit angespannt ist und für beide, Mensch und Pferd, in Streß ausartet, ohne Erholung und Lerneffekt.
  • Vorteil der gebißlosen Zäumung: ein gut ausgewählter, nicht auf empfindliche Stellen drückender, locker und trotzdem stabil sitzender gebißloser Zaum kann hier Wunder wirken. Wieviel angenehmer ist ein entspannter Ritt, bei dem auch das Pferd wieder aufmerksamer lernt und mitmacht.

Beim Reiten hängt die Zunge raus

  • Problem: Regelmäßig beim Reiten hängt die Zunge auf einer Seite raus. Evtl. ist diese auch noch blau angelaufen. Ihr habt schon versucht, die Verschnallung zu lockern, ohne Erfolg.
  • Vorteil der gebißlosen Zäumung: Euer Pferd hat es sich möglicherweise angewöhnt, die Zunge herauszustrecken, beispielsweise durch das Spielen mit dem Gebiss. Vielleicht war der Zaum auch einmal zu eng verschnallt und die Zunge hatte einfach nicht mehr genug Platz im Maul. Gewohnheiten zu ändern, ist immer ein langfristiges Thema. Letztendlich hilft hier nur eine gebisslose Lösung, am besten eine, die entspanntes Kauen sehr gut zulässt, und dann viel Geduld. Eventuell musst du einige verschiedene Modelle ausprobieren.

Dein Pferd klemmt mit der Zunge das Gebiß ein

  • Problem: Die Zügelhilfen kommen nicht mehr richtig an und eine feine Kommunikation mit einem willig mitarbeitendem Pferd ist unmöglich.
  • Vorteil der gebisslosen Zäumung: In diesem Fall ist eine gebisslose Lösung eindeutig die beste Wahl. Denk aber immer daran, dass dein Pferd erst lernen muss, sich auf die anderen Wirkpunkte des neuen Zaums einzustellen, diese kennenzulernen und korrekt darauf zu reagieren.

Grundausbildung junger Pferde

  • Situation: Wie erkläre ich einem jungen Pferd die Hilfen. Es ist doch klar, dass es die Reaktion auf Hilfen noch nicht kennt. 
  • Vorteil des Kappzaums, Micklem, Sidepulls: Ein Gebiß wird dem jungen Pferd erst einmal unangenehm sein. Reagiert es mit Abwehr, hat man sich schon ein Problem mehr geschaffen, das erst gelöst werden muß.
    Mit einem Kappzaum, der Ringe auf dem Nasenriemen seitlich oder noch besser in der Mitte besitzt, habe ich eine Einwirkmöglichkeit auf den Kopf des Pferdes, und kann ihm so auch die seitlich und abwärts weisenden Hilfen in Kombination mit den Schenkel und Gewichtshilfen vom Boden aus erklären. Die Balance und feine Reaktion gelingt schneller und leichter. Später können diese Hilfen einfach auf ein Gebiß übertragen werden….wenn gewünscht.

Diese Beispiele und Gedanken verdeutlichen, wie gebisslose Lösungen wie der Kappzaum, Sidepull oder Bosal in alltäglichen Trainings- und Reitsituationen zu verbesserten Verhaltensweisen und einem gesteigerten Wohlbefinden des Pferdes führen können. Sie zeigen, dass gebisslose Zäumungen nicht nur eine ethischere, sondern auch eine praktisch vorteilhafte Alternative darstellen, um eine harmonische und effektive Zusammenarbeit zwischen Reiter und Pferd zu fördern.

Abschließendes Fazit: Gebisslose Zäume und Trensen – Sanfte Kontrolle für Harmonie und Vertrauen

Die gebisslosen Zäume oder Trensen eröffnen dir eine Welt der Verbundenheit und Harmonie mit deinem Pferd. Durch den Verzicht auf ein Gebiss förderst du das Wohlbefinden deines Pferdes, da Druckstellen vermieden und das Pferdemaul geschont wird. Diese Art der Ausrüstung ermöglicht eine sanfte Kontrolle und feine Kommunikation, was zu einer starken Bindung führt, die auf Vertrauen und Respekt basiert. Die Freiheiten in der Bewegung des Unterkiefers tragen zusätzlich zum Wohl deines Pferdes bei.

Mit gebisslosen Zäumen wie zum Beispiel mit dem Kappzaum, dem Sidepull oder dem Bosal kannst du präzise Signale senden und feinfühlig auf dein Pferd eingehen. Entscheidend ist hierbei die richtige Passform. Gebisslose Zäumungen zeigen ihre Wirksamkeit im Training und Reiten durch verbesserte Kommunikation und ein entspanntes Pferd. Sie fördern ein harmonisches Miteinander und stärken die Verbindung zwischen Mensch und Tier. Insgesamt trägt die gebisslose Zäumung dazu bei, eine liebevolle und vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und das Wohl deines Pferdes zu gewährleisten.

Bei Fragen oder Beratungen zur gebisslosen Zäumung kannst du dich gerne an uns wenden. Du erreichst uns telefonisch, per WhatsApp, E-Mail oder über das Formular auf unserer Website. Gerne stellen wir dir auch unseren gebisslosen Probezaum zum Testen zur Verfügung.

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Katrin & Hendrik Hamer

Katrin und Hendrik Hamer, das Fachduo hinter dem patentierten Hamer Zaum, setzen ihr spezialisiertes Wissen – sie als Pferdeosteopathin, er mit fundierter medizinischer Expertise in Innere Medizin und Traditioneller Chinesischer Medizin – für das Wohlbefinden der Pferde ein. Ihr innovatives Zaumzeug korrigiert Passformprobleme und fördert die harmonische Verbindung zwischen Reiter und Tier.

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